12. Oktober 2018 - 14. Oktober 2018
Das Festival verbindet die Idee von sozialer Entspannung mit Kunst. Rund um das Badener Projekt «Bagno Popolare» ordnen sich die bespielten Badekammern an. Sowohl im Aussenbereich, wie auch in den Kellergemäuern des ehemaligen Kurhauses zum Raben, laden Künstlerinnen und Künstler mit ihren Werken aus unterschiedlichen Sparten ein, um in gemeinschaftliches Nachspüren über Kunst, well-beeing und Gesellschaft abzutauchen. Über zehn KünstlerInnen haben sich mit dem Ort auseinandergesetzt und speziell für diese drei Tage eine Arbeit entwickelt. Installationen mit Fundmaterialien, Aquarien oder Videoprojektionen aber auch Klang, Text und Musik bieten ein abwechslungsreiches Spektrum an Blickwinkel.
Seit der römischen Zeit war das Gesellschaftsbad in Baden vorherrschend wichtiger kultureller und gesellschaftlicher Bestandteil. Die Badegasthöfe und Gasthäuser, welche eigenes Quellwasser besassen, verfügten jeweils über mehrere, allen Gästen des Gasthofes zugängliche Gemeinschaftsbäder, die jeweils für zirka 20 Personen zugänglich waren. Frauen und Männer badeten oft miteinander und hatten, wie Autoren gerne berichteten, recht entspannten Umgang miteinander. Wie oft beklagt, wurden mit geänderten moralischen, hygienischen und medizinischen Vorstellungen die Gesellschaftsbäder immer mehr in „enge und ungemütliche“ Privat- und Einzelbäder- und Wannen umfunktioniert. Von ihnen hat es zur Blütezeit während der Belle Epoque über 600 gegeben.
Die Laufkundschaft und die ärmeren Kurgäste nutzten seit jeher die unentgeltlichen oder sehr günstigen öffentlichen Bäder St. Verenabad, das Freibad in Baden sowie das Frei- Schröpf- und Judenbad in Ennetbaden. Mit deren Schliessung im 19. Jahrhundert verschwanden frei zugängliche Bademöglichkeiten und Becken im öffentlichen Raum. Stattdessen entstanden verschiedene öffentliche Trink- und Inhalationsbrunnen, auch „Eierbrünneli“ genannt. Im Unterschied zu den gut gelüfteten Bädern enthält das Brunnenwasser noch riechbare Anteile des, für den charakteristischen Geruch verantwortlichen, gasförmigen Schwefelwasserstoffs.
Die Projekte von Bagni Popolare bezieht sich dabei auch auf die heute verlorene soziale Funktion der Brunnen als Treffpunkte und Ort des Austausches und Gesprächs.
„Dass in öffentlichen Stadtbrunnen gebadet wird, ist nicht neu, denn auch im Sommer wird in verschiedenen Schweizer Städten zur Abkühlung in Brunnen gebadet. Denkt man aber an die skandinavische Badekultur, ans Baden in Hot Pots oder an die japanischen Onsen, wird das Baden in öffentlichen Brunnen möglicherweise schon bald zur beliebten Erweiterung der Schweizer Sozialrituale.“ (Zitat profontaineschaudes.ch)
Text: bagno popolare